Durch verstärkte
Bautätigkeit auf dem Domhügel ab 1998 und die damit
verbundenen bauvorbereitenden sowie baubegleitenden Ausgrabungen sind
eine Fülle weiterer Flächen untersucht worden. |
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Der Magdeburger Domplatz und
der Breite Weg mit den drei 2004 bekannten Befestigungsgräben. |
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Bei Untersuchungen im Jahr 2004
(Rainer Kuhn/
Bernhard Lück) südlich vom Landtag wurde der innerste der
drei Gräben erneut geschnitten und anhand von Radiokarbondaten in
die Völkerwanderungszeit
(5./6. Jh. n. Chr.) datiert. Damit ist Magdeburg rund
300 Jahre älter als seine erste urkundliche Erwähnung im
Jahre 805. Die historische Einordnung des innersten Grabens könnte
im Zusammenhang mit dem 531 untergegangenen Thüringerreich bzw.
der darauf folgenden frühen sächsischen Besetzung des
Magdeburger Raumes zu finden sein. |
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Ein dritter, äußerer
Graben, der in einem deutlichen Abstand von 75m parallel verläuft,
wurde in den letzten Jahren mehrfach angeschnitten. Seine Entstehung
hat Brigitta Kunz auf Basis von Radiokarbondatierungen mit den
Sachsenkriegen Karls des Großen (772–804) in Zusammenhang
gebracht. |
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Gesamtplan der ottonischen
Kirche (orange) mit jüngerem westlichen Vorbau (gelb) und zwei
Vorgängerbauten
(grün und braun). |
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Blick nach Südosten auf
die Grabungen 2002/2003 unter dem hallenartigen Zelt. Auf kleinerer
Fläche wurden alle archäologischen Schichten bis auf den
gewachsenen Boden abgetragen. Dazu waren bis zu 5m Erdabtrag nötig. |
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Die gemeinsame Forschungsgrabung
von Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und
Stadtplanungsamt der Landeshauptstadt Magdeburg 2002/2003 erbrachte den
Beweis, dass im Südosten des Domplatzes kein Palast, sondern eine
Kirche aus dem 10. Jh. stand. Vom Kernbau aus dem 10. Jh. wurde mehr
Fläche freigelegt als bei den Grabungen von 1959–1968. Erstmals
wurde die Gesamtbreite von 41m nachgewiesen. Damit entspricht der
Magdeburger Bau auffällig den erzbischöflichen Domen von
Köln und Trier und nicht den häufig genannten, vermeintlichen
Vorbildern St. Marien in Memleben und St. Maximin in Trier. Als
Interpretationen bieten sich die Moritzklosterkirche von 937 sowie der
ab 955 zu erwartende Dom Ottos des Großen an. Als dritte
Möglichkeit ist ab 955 die in den Schriftquellen vereinzelt
vorkommende Laurentiuskirche zu nennen. |
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Grün glasierte
Fragmente von Dachziegeln bzw. Fliesen zeugen von der ehemals
prachtvollen Ausstattung der Kirche. |
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Dieses 2002/2003
gefundene Säulenfragment aus Cipollino-Marmor gehört zu den
Antiken, die Otto der Große um das Jahr 962 nach Magdeburg
bringen ließ. |
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Ein poliertes Stück
Cipollino-Marmor (Grabung 2002/2003) entspricht in Material,
Stärke und Bearbeitung völlig der Platte auf dem Otto-Grab im
gotischen Dom. |
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Die hervorragend erhaltenen
Sarghölzer im südlichen gemauerten Grab ermöglichten
eine Datierung von Grab und Kirche ins 10. Jh. Einen ganz
ähnlichen Sachverhalt wie dieses Repräsentativgrab neben
einem bedeutenden Kirchenbau in Magdeburg schildert Bischof Tietmar von
Merseburg für die Zeit um 962: »Auch kostbaren Marmor, Gold
und Edelsteine ließ der Caeser [Otto der Große] nach
Magdeburg schaffen. In allen Säulenkapitelle befahl er sorgsam
Heiligenreliquien einzuschließen. Den Leib des bewährten
Grafen Christian und anderer Vertrauter ließ er neben der Kirche
bestatten, in der er selbst schon zu Lebzeiten die Grabstätte zu
bereiten wünschte.« Beim 2001 entdeckten Grab handelt es
sich vermutlich nicht um dasjenige des genannten Christian, sondern um
das Grab eines der anderen »Vertrauten«. |
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Als besonders aufschlussreich
erwiesen sich zwei gemauerte Gräber. Das südliche ist heute
im Kulturhistorischen Museum im Original ausgestellt, das
nördliche vor Ort in einem Sichtfenster zu sehen bzw. im
Straßenpflaster nachgezeichnet. |
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